Leistungsschutzrecht: Lobbyismus in Perversion

Leistungsschutzrecht: Lobbyismus in Perversion

Die Diskussionen um das Leistungsschutzrecht haben in den vergangenen Wochen und Monaten eine Welle von Empörung in der Netzgemeinde, Geldgier bei großen Unternehmen und Abmahnanwälten, sowie Ängste bei kleineren Existenzen im Netz hervorgerufen. Künftig darf also die geistlose Suppe von schlecht recherchiertem und primitivem Rotz gewisser Medien, nur gegen entsprechende Bezahlung, mit einem Auszug in Suchmaschinen erscheinen und Zitiert werden. Andernfalls können Betreiber von Suchmaschinen, Blogger und andere Internetnutzer, mit einer Abmahnung oder gar Klage rechnen. Dabei wäre die Lösung – zumindest für Blogger und Betreiber von Suchmaschinen – doch so einfach.

Der Bundestag hat nun das umstrittene Leistungsschutzrecht verabschiedet und dem Lobbyismus, sowie Abmahnanwälten und einer Horde geisteskranker Menschen den uneingeschränkten Freibrief erteilt. Betrachtet man die Thematik allerdings ein wenig näher, wird man feststellen, dass diese Forderungen und Diskussionen rund um das Leistungsschutzrecht, hochgradig pervers sind.

Da fordern weltweit bekannte Käseblätter ein Leistungsschutzrecht, welches in dieser Art und Weise garantiert nicht mit gesunden Menschenverstand verfasst wurde. Auf der einen Seite, möchte man künftig – selbst für kleine Ausschnitte aus Artikeln/Nachrichten – entsprechende Gebühren kassieren und die Betreiber von Suchmaschinen, sowie andere – unrechtmäßige oder nichtzahlende – Nutzer der „Leistungen“ zur Zahlung verpflichten. Auf der anderen Seite, betreiben diese Unternehmen Suchmaschinenoptimierung und Suchmaschinenmarketing, um möglichst weit oben in den Suchergebnissen zu erscheinen. Denn wenn es etwas gibt, worauf diese Geier scharf sind, dann sind es hohe Werbeeinnahmen, die natürlich nur durch massenweise Besucher/Leser generiert werden können. Natürlich braucht man auch eine Masse an Lesern, um seinen Schund möglichst in aller Munde legen zu können.

Man beißt also bewusst und ohne Rücksicht in die Hand die einen füttert. Ich würde den Betreibern von Suchmaschinen einfach vorschlagen, sämtliche Befürworter des Leistungsschutzrechts, schlichtweg mit allen Webseiten und Beiträgen aus dem Index zu befördern. Wer bitte braucht denn die Massenmedien der heutigen Zeit, die sowieso nur noch Schrott abliefern und durch schlecht recherchierte Beiträge, bewusst verfälschte Informationen, politisch beeinflusste Nachrichten, rassistische und menschenunwürdige Stimmungsmache, sowie vermarktungsorientierte Inhalte, den Leser täuschen, belügen und verblöden?! Was machen denn ein Axel Springer, ein Burda, eine Zeit, eine FAZ, ein Gruner & Jahr und andere Großkotze, wenn Google und andere große Suchmaschinen, sämtliche Blogger und solch Portale wie Facebook, plötzlich keinerlei Links mehr streuen und kurze Zitate aus den Nachrichten veröffentlichen? Was wäre denn, wenn einfach kein Mensch mehr bereit ist für diese Verlage zu berichten – oder besser gesagt – zu werben? Es wäre doch eher unpraktisch für diese Größen, wenn bei einer Google Suchanfrage nur noch Ergebnisse von unabhängigen oder gar privaten Journalisten gelistet werden. Sicher wäre dies aber für einige Leser durchaus gesünder.

Vor einigen Tagen bin ich auch über ein Bilderverzeichnis gestolpert, welches für das Leistungsschutzrecht steht und sich als Verfechter der neuen Google-Bildersuche sieht. Schließlich werden in der Bildersuche die hochgeladenen Fotos der eigenen Nutzer, in hoher Auflösung innerhalb der Suchmaschine dargestellt. Die Betreiber der Website fordern den Leser auf, sich gegen die Bildersuche von Google einzusetzen und die Bilder vor dem „Google-Raub“ zu schützen. Ich konnte mir mein Lachen nicht verkneifen, als ich in diesem Bilderverzeichnis auch Werbeblöcke entdeckt habe, die natürlich von Google stammen. Da beschwert sich also ein Betreiber über die neue Bildersuche bei Google, ruft zum Boykott auf und nutzt zur gleichen Zeit Google Adsense, um sich von Google für die Einblendung von Werbeblöcken bezahlen zu lassen. Eine kurze Suche nach dem Betreiber hat mich dann auch auf seine eigene Website gebracht, auf der er Suchmaschinenoptimierung anbietet und sich dabei auf die Optimierung für Google konzentriert. Mit dem Bilderverzeichnis und der eingeblendeten Werbung profitiert er natürlich durch Google und wünscht sich möglichst viele Besucher. Gleichzeitig schlägt er Google mit seiner primitiven Einstellung direkt ins Gesicht. Na bravo Super Mario!

Grundsätzlich verstehe ich nicht, dass sich gewisse Verlage in dieses Leistungsschutzrecht verbeißen und sich im Prinzip das eigene Geschäft schlecht machen. Es bringt doch Einnahmen, wenn der Besucher bei Google auf ein Ergebnis von einem solchen Verlag stößt, durch den kurzen Ausschnitt, ein lockendes Bild und einen reißerischen Titel Lust darauf bekommt den Artikel im Portal zu lesen und sich anschließend vielleicht sogar für ein Abonnement der Zeitschrift, eine Premium-Mitgliedschaft oder zusätzliche Leistungen und auch die Werbeblöcke interessiert.

Ich bin bereits gespannt, wie sich dieses neue Leistungsschutzrecht in Zukunft auf die Internetgesellschaft auswirken wird. Sollte allerdings einer der Befürworter früher oder später aufschreien, weil ihm die Leser fehlen, dann bitte ich darum dieses Leistungsschutzrecht erst recht aufrechtzuerhalten. Denn scheinbar lernen diese Unternehmen nur aus den Ergebnissen ihrer eigenen Dummheit.